Samstag, 24. August 2013

Warum nur? Warum?



7. August 2013

Liebes Tauchtagebuch, 
morgen ist es endlich soweit. Morgen werde ich die letzten 2 Tauchgänge meines Advanced Open Water Divers (AOWD) machen. Bald darf ich richtig tief tauchen. Ich, Huang Wu, bin dann in der Lage, bis zu 40 m tiefe Tauchgänge selbstständig durchzuführen. 

Lange, sehr lange habe ich auf diesen Tag gewartet. Seit ich vor 6 Tagen mit dem Tauchen begonnen habe, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich habe dir ja schon erzählt, am Anfang, beim Open Water Diver (OWD), meinem ersten Tauchkurs, musste ich dauernd doofe Übungen machen. Das war sooo langweilig. Die Übungen waren wirklich einfach. Ich konnte sie alle sofort. Deshalb habe ich den Rat von dem malaiischen Tauchlehrer, Jimmy, auch nicht befolgt. 

Jimmy ist echt lahm. Er hat gesagt, ich solle meine Fotokamera erstmal über Wasser lassen und mich auf die Übungen konzentrieren. Dabei konnte ich die alle eh sofort. Von dem lasse ich mir gar nichts sagen, von diesem Inselaffen. Lieber mache ich Fotos, als das blöde Tarieren zu üben. Immer Luft rein, Luft raus aus dem Jacket..., Tiefe halten..., laaangweilig. 

Als ich nach 5 Tauchgängen meinen ersten Tauchschein hatte, war ich echt total glücklich. Dann kamen endlich die Specialty Dives des AOWD-Scheins. Nachttauchen, Tieftauchen, Wracktauchen. Da wurde es richtig interssant für mich. Endlich konnte ich meine ganze Erfahrung, die ich während den vorrangangenen 5 Tauchgängen gesammelt hatte, ausspielen. 

Jimmy, der gleichzeitig auch der Besitzer der Tauchschule Island Message Dive Centre auf Tioman ist, ermahnte mich zwar wieder mal ständig, ich solle näher bei der Gruppe bleiben, aber wie gesagt, der ist eh doof. 

Morgen sind meine letzten beiden AOWD-Tauchgänge. Einer davon heißt Underwater Naturalist. Dabei sollen wir die Unterwasserwelt und ihre Bewohner besser kennenlernen und einige von ihnen erkennen können. Ich weiß nicht, was der Quatsch soll. Schließlich sind die Viecher vor allem zum Essen da und nicht zum Anschauen. Wir werden sehen, wie das wird. Ich werde dir berichten. Bis morgen. 



8. August 2013

Liebes Tauchtagebuch,
ich bin wirklich stocksauer! Würde meine chinesische Tradition es nicht verbieten, ich würde schreiend durch die Straßen stürmen und Fensterscheiben einwerfen. 

Du glaubst nicht, was heute passiert ist! Meine AOWD-Lizenz wurde mir nicht erteilt. Ein arroganter Farang, eine Langnase, ist dafür verantwortlich. 

Aber halt, ich fange ganz von vorne an. Alles begann wie immer: 
Mein Kumpel Lee Chang und ich flachsten rum und bauten nebenbei unsere Ausrüstung zusammen. Kinderkram. Popeleinfach. Schon tausendmal gemacht. Noch an Land stellte Jimmy uns einen neuen Tauchlehrer für die letzten zwei Tauchgänge vor: "This is Ben. He's from Germany and also instructor."

Chang und ich schauten uns an. Uns beiden war sofort klar: der Typ ist ein echter Wichtigtuer. Wie er schon herum stolzierte und die Ausrüstung von allen begaffte. Ständig quatschte er rum, ständig drängelte er sich mit irgendwelchen Hinweisen in den Vordergrund. Er selbst kam sich mit seinem Reisejacket von Aqualung und seinem Suunto D4 am Arm ganz besonders toll vor. Ich flüsterte Chang zu: "Hoffentlich werden wir in Gruppen eingeteilt und müssen nicht zu zwölft tauchen. Hoffentlich landen wir dann nicht bei diesem Ben, sondern bei der entspannten Katja."

Als alle ihr Equipment montiert hatten, wurden wir tatsächlich in zwei Gruppen eingeteilt. Katja, die polnische Tauchlehrerin, mit der wir in den letzten Tagen tauchen waren, sollte die sechs OWD-Taucher führen. 
Das Unheil nahm seinen Lauf. Ben, die Langnase, bleich wie ein Stück Kreide, sollte die AOWD-Gruppe führen, also Chang, mich und noch vier weitere Tauchschüler. Die Vier waren ebenfalls Chinesen, wie Chang und ich. Doch sie kamen sich vor, als seien sie etwas Besseres, weil sie ein paar Brocken Englisch sprechen konnten. Außerdem meinten sie, sie wären die besseren Taucher und sagten, ich solle unter Wasser nicht machen, was ich wolle und ruhiger werden. Lügner und Angeber, sage ich. 

Der deutsche Tauchlehrer war von Anfang an nervig. Denn als er, kurz bevor es auf's Boot ging, meinte: "Please everbody, check your air before we go on the boat", dachte ich nur: komm, lass und einfach losfahren und nicht mehr lange rum labern. 

Wir luden unsere Ausrüstung auf das Boot von Captain Abu und nahmen Kurs auf den Spot Soyak, einer Miniinsel, umgeben von einem 18 m tiefen Riff. Dort angekommen, zogen wir unsere Geräte an. Ich schaute auf meinen Druckmesser und traute meinen Augen kaum. Anstatt der üblichen 200 Bar waren nur noch 60 Bar in meiner Flasche. Ich zeigte dies Katja. Sie stellte fest, dass sei viel zu wenig, so könne ich nicht mit tauchen. Offensichtlich hätte ich mir eine leere Flasche gegriffen, meinte sie, und keine volle mit einem Klebestreifen über dem Ventil. Ich fiel aus allen Wolken. Das Tauchen wurde mir untersagt. Du kannst dir vorstellen, liebes Tagebuch, wie enttäuscht und frustriert ich war. Warum lässt die Tauchschule leere Flaschen rumstehen? Ich musste Schnorcheln. Echt blöd!

Ich will nicht weiter davon erzählen. Ich erzähle lieber von dem zweiten Tauchgang. Nach dem Ersten fuhren wir zurück nach Genting. Machten dort Mittagspause, holten unsere Flaschen - diesmal prüfte ich, ob meine voll war - und beluden das Boot erneut. Wir fuhren zum Kingsreef oder so ähnlich, ist auch egal, sieht eh alles gleich aus da unten. 

Dort angekommen, spulte die 'tolle' Langnase Ben das Standardprogramm ab: Briefing auf Englisch (der Typ sprach kein Mandarin), alle rein in die Klamotten, Buddycheck, blablabla, langweilig. 

Als wir endlich abtauchten, prüfte ich erstmal meine Kamera, mit einem Selbstporträt. Die Kamera funktionierte perfekt. Sie macht echt top Bilder. Ich schoss gleich noch ein Foto von meinem Buddy Chang, ebenfalls cool. Kurz erschreckte ich mich, als mich etwas Hartes berührte, stellte dann aber beruhigt fest, es war bloß eine Koralle. So ein Fächerding. Das gab recht schnell nach und zerbarst. Egal. Wächst nach. 

Ich konzentrierte mich weiter auf meine Kamera. Sie ist faszinierend. Ohne sie würde mir Tauchen nur halb so viel Spaß machen. Als ich wieder von ihr aufblickte, war ich kurz etwas beunruhigt. Ich sah die Gruppe nicht mehr. Dann kam zum Glück irgend eine Taucherin und gab mir ein Zeichen. Welches? Ich bin mir nicht sicher. Sie führte mich zurück zu Chang. Ich freute mich so Chang zu sehen und schoss gleich ein Foto von ihm. Er machte eine Menge lustiger Posen. Mit ihm zusammen paddelte ich ordentlich durch die Gegend. Wir überholten allerlei Taucher, schwammen mal über ihnen, mal unter ihnen und dann wieder hinter ihnen.

Einmal, als mir mal wieder so eine hässliche Koralle in den Weg kam, hat mir doch tatsächlich ein anderer Taucher Luft in mein Jacket gelassen. Als ob ich das nicht selber könnte. 

Ich habe den Tauchgang echt genossen. Doch irgendwann kam ein Taucher auf mich zu (wie sich herausstellte, war es die Langnase) und gab mir ein seltsames Zeichen. Ich wusste nicht, was er von mir wollte. Dann griff er meinen Druckmesser. Er deutete darauf und gab mir das Zeichen zum Auftauchen. Aber warum? Ich hatte doch noch 60 Bar. Da fiel es mir wieder ein. Der Sicherheitsstop. Den halte ich eh für übertrieben. 

Chang, Ben und ich tauchten auf, irgendwo im offenen Meer. Die Langnase musste eine Boje setzen. 

Oben angekommen sagte er irgendwas Englisches, es klang wie: "Just twenty five minutes. No sign for low air!" 
Was auch immer er damit meinte. Ich fand, ich war gut getaucht. Außerdem hatte ich tolle Fotos, die das beweisen konnten. 

Wir wurden vom Boot abgeholt und fuhren nach Hause. Beim Entladen sah ich, wie die Langnase mit Jimmy tuschelte. Sie schauten zu mir herüber. Als wir die Ausrüstungen gespült hatten, kam Jimmy zu mir. Er sagte, er könne mir den AOWD-Schein nicht ausstellen. Ich hätte einen Tauchgang zu wenig, müsse an meiner Tarierung arbeiten und an meinem Verhalten unter Wasser. Er erwähnte, die Langnase hätte dies bestätigt. 

Was sagst du dazu, liebes Tagebuch? Kannst du jetzt verstehen, warum ich so wütend bin?

Unverschämte Langnase vorne rechts!

Koralle. War im Weg!

Unverschämte Langnase unter Wasser! Ich im Hintergrund mit meiner Kamera. 

Unverschämte Langnase tut so, als würde sie arbeiten. 

Ausrüstung von unverschämter Langnase!




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